Wie lauten sie 2023 und warum ist das wichtig?
Das herausragendste Wort
Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie „Rizz“ haben? Oder haben Sie schon mal jemanden „gerizzt“?
Vielleicht haben Sie „Rizz“ schon häufig erlebt – würden aber nicht dieses Wort benutzen, um diesen mächtigen Zustand zu beschreiben. Bis jetzt… Oxford University Press (OUP) hat „Rizz“ zum „Wort des Jahres“ 2023 gewählt. „Rizz“ bedeutet „Stil, Charme oder Attraktivität; die Fähigkeit, einen romantischen oder sexuellen Partner anzuziehen“. Dabei kann es auch als Verb verwendet werden – jemanden „rizzen“ bedeutet also jemanden „anziehen, verführen oder anquatschen“. OUP weist darauf hin, dass die Verwendung eines Substantivs als Verb (Konversion oder „Denominalisierung“) häufig auf eine breitere Anwendung hindeutet.
Eine kurze Umfrage unter Freunden und Verwandten ergab, dass das Wissen um die Bedeutung von „Rizz“ oft mit dem Alter korreliert. Jüngere Menschen und vor allem diejenigen, die nach der Jahrhundertwende geboren wurden, kannten „Rizz“ eher, vor allem von YouTube. Ältere Semester hatten keine Ahnung, was das Wort bedeutet: darunter auch ein Professor für englische Literatur einer renommierten britischen Universität!
Aber nur, weil wir ein Wort oder einen Ausdruck nicht kennen, heißt das nicht, dass das Wort oder der Ausdruck nicht anderswo gebräuchlich ist. OUP erhielt mehr als 30.000 Einsendungen, um die ursprüngliche engere Auswahl von 8 Wörtern weiter einzugrenzen. Die SprachexpertInnen berücksichtigten bei der Ermittlung des Gewinnerworts die öffentliche Abstimmung, die Kommentare und die Korpusdaten. Es ist ganz normal, dass wir das Vokabular der jüngeren Generation mit zunehmendem Alter nicht mehr so gut kennen. Häufig hören wir die ältere Generation darüber klagen, dass eine Sprache „verfällt“, weil sie von Teenagern oder jungen Erwachsenen nicht richtig verwendet wird.
Sprache ist Veränderung
Nichts ist so sicher wie die Tatsache, dass sich die Sprache verändert. Was immer wir tun – die Sprache bleibt nicht gleich. Wenn wir über die „Wörter des Jahres“ sprechen, haben wir die Möglichkeit, der Entwicklung der Sprache in der sich verändernden Welt um uns herum einen Sinn zu geben.
Andere „Wörter des Jahres“ spiegeln die zunehmende Präsenz von Technologie und künstlicher Intelligenz (KI) in unserem Leben wider. Das „Wort des Jahres“ 2023 von Dictionary.com ist „Halluzination“. Dieser Begriff bezieht sich auf die Fähigkeit großer Sprachmodelle (Large Language Models; LLM), Fakten zu erfinden und sie dann als wahr darzustellen. Diesen Begriff kennen wir in der Sprachbranche nur allzu gut, je mehr wir über LLM und ihr Potential für die Verbesserung unserer Arbeitsabläufe erfahren. Bezeichnenderweise ist die Verwendung von „Halluzination“ dieses Jahr gestiegen, da uns die Grenzen der KI-Technologie mehr und mehr aufgezeigt werden.
Das Cambridge Dictionary hat „Halluzination“ ebenfalls zum „Wort des Jahres“ gekürt. Und auch in anderen Umfragen spiegelt sich der zunehmende Einfluss der KI auf unsere Gesellschaft wider. Merriam Webster wählte „authentisch“ zum wichtigsten „Wort des Jahres“ 2023. In der Begründung hieß es, dass die vermehrte Verwendung von „authentisch“ „durch Erzählungen und Gespräche über KI, die Promi-Kultur, Identität und soziale Medien vorangetrieben“ würde.
„KI“ war die offensichtliche Wahl für Collins Dictionary, das passenderweise die Kurzform von „künstlicher Intelligenz“ kürte, die heute zum allgemeinen Sprachgebrauch gehört. Weitere Kandidaten zum Thema Technologie waren „Prompt“ und „Deepfake“.
Rund um den Globus
Nicht nur englischsprachige Länder haben eine Vorliebe für die Wahl zum „Wort des Jahres“. In Japan wurde das Kanji-Zeichen für „Steuer“ zum Symbol des Jahres 2023 gewählt. Bei einer Umfrage der Japan Kanji Aptitude Testing Foundation wurden über 147.000 Beiträge eingereicht. Das Thema Steuern ist in letzter Zeit in aller Munde, und die geplanten Steuererhöhungen beschäftigen die ganze Nation. Dicht dahinter folgten die Zeichen für „Hitze“ und „Krieg“, die allgemeine, globale Themen widerspiegeln.
Die wirtschaftliche Situation beschäftigte auch die SprachwissenschaftlerInnen der Gesellschaft für deutsche Sprache. Sie entschieden sich für das Wort „Krisenmodus“, das die Stimmung in Deutschland im Jahr 2023 am besten beschreibt. „Dauerkrise“ war bereits 2022 das „Wort des Jahres“ des Collins Wörterbuch der englischen Sprache. Dies könnte darauf hindeuten, dass im Vereinigte Königreich die volle Wucht negativer Ereignisse schon zu einem früheren Zeitpunkt eine wichtige Rolle spielte.
Das Australian National Dictionary Centre wählte erfreulicherweise „Matilda“ zum „Wort des Jahres“ und ehrte damit die inspirierende Frauenfußballnationalmannschaft, die den Spitznamen „Matildas“ trägt und bei der Weltmeisterschaft so gut abgeschnitten hat. Diese Wahl symbolisiert die wachsende Popularität des Frauensports und den Wohlfühlfaktor, den das Team während des Turniers in Australien verbreiten konnte.
Anderenorts fragte Associated Press (AP) Kolleginnen und Kollegen auf der ganzen Welt, welche Worte ihrer Meinung nach das Jahr in den Ländern, aus denen sie berichten, am besten zusammenfassen. In Kenia wurde das Swahili-Wort „Kitawaramba“ vorgeschlagen, was so viel bedeutet wie „es wird zurückkommen und dich heimsuchen“. Dieser Ausspruch wird dem mutmaßlichen Anführer einer Weltuntergangssekte, Pastor Paul Mackenzie, bei seiner Verhaftung zugeschrieben. Bald fand er jedoch eine breitere Anwendung in dem afrikanischen Land und wird nun häufig auch in anderen Zusammenhängen verwendet.
In Südafrika wurde „Kuningi“, das isiZulu-Wort für „zu viel“, gewählt, in Indien „Bharat“, die amtliche Bezeichnung der Republik Indien in Sanskrit, und in Taiwan das Mandarin-Zeichen für „Mountain Road Monkey“, das sich auf den wirtschaftlichen Druck auf die jüngeren Generationen bezieht.
Hinter den Wörtern
Es wäre ein Leichtes, das Phänomen „Wort des Jahres“ als Futter für Massenmedien oder billige Werbung für die beteiligten Organisationen abzutun, aber Worte und Sprache und deren Bedeutung sind wichtig für uns.
Der kometenhafte Aufstieg der Technologie in unserem Leben wird durch viele der gewählten Wörter deutlich. Das Thema der künstlichen Intelligenz ist allgegenwärtig. Auch wenn die unmittelbare Bedeutung von „Rizz“ nichts mit KI zu tun hat, ist doch der Ursprung des Wortes mit der digitalen Welt verbunden. Die Worte spiegeln wider, wie wir versuchen, die KI-Technologie zu verstehen und in unsere Gesellschaft zu integrieren, und wie sehr wir uns um die Auswirkungen auf unsere Zukunft sorgen.
Weltweit zeigen diese Worte, was uns eint und was uns unterscheidet. In den 2023 gewählten Wörtern kommen häufig wirtschaftliche Schwierigkeiten zum Ausdruck, aber andere Wahlen veranschaulichen auch die Trends, Stimmungen und aktuellen Vorstellungen anderer Länder und Kulturen. Sie unterstreichen unsere Vielfalt und unsere Universalität.
Die „Wörter des Jahres“ geben uns einen kleinen Einblick in unsere Menschlichkeit – in unsere Ängste, Gefühle und Echtheit. Sie zeigen die grenzenlose Kreativität der Menschheit auf, um Gefühle und Erlebnisse zu beschreiben, und sie sind Symbol für unser unermüdliches Streben nach Erkenntnis.
Sprache ist eines der Elemente, die uns zu Menschen machen. Wie könnte man ein Jahr also besser zusammenfassen als mit Worten?