Hat die KI ihr Sprachproblem gelöst?

Hat die KI ihr Sprachproblem gelöst?

Neuere Entwicklungen in der künstlichen Intelligenz verstehen.

Im Februar 2022 schrieb Rob Toews, ein erfahrener KI-Kommentator: „Vereinfacht gesagt heißt Sprache lösen KI lösen“.

In demselben Artikel fügte er hinzu: „Die Technologie befindet sich jetzt an einem kritischen Wendepunkt und ist bereit für den Sprung von der akademischen Forschung zur allgemeinen Umsetzung in der realen Welt.“

Das war vor ChatGPT. Obwohl andere zuvor bereits ähnliche Gedanken hatten, waren diese Worte in der Tat fundiert.

Seit seiner Veröffentlichung im November 2022 ist ChatGPT, der von OpenAI entwickelte Chatbot, das meistdiskutierte Stück innovativer Technologie seit dem iPhone. Er wurde erschöpfend getestet und analysiert und hat Tausende Seiten von Publikationen sowohl online als auch in gedruckter Form gefüllt. Am wichtigsten jedoch ist vielleicht, dass ChatGPT die Neugier auf KI bei denjenigen entfacht hat, denen die Thematik bislang egal war.

Großartige Fortschritte bei KI

Wissenschaftler*innen suchen seit Langem nach der ultimativen künstlichen Intelligenz, das heißt nach einer Maschine, die ähnlich denken und Entscheidungen treffen kann wie das menschliche Gehirn. Im Jahr 1950 initiierte Alan Turings bekannter Aufsatz „Computing Machinery and Intelligence“, in dem er die Frage untersuchte, ob Maschinen ‚denken‘ können oder nicht, und den heute noch immer relevanten Turing-Test zur Bewertung der Intelligenz von Maschinen formulierte, die Suche der Wissenschaft nach der Entwicklung von dem Menschen gleichwertiger KI. In den vergangenen 75 Jahren hat diese Suche einige der größten Köpfe beschäftigt, Investitionen in Milliardenhöhe beansprucht – und sie ist immer noch im Gange.

Das heißt jedoch nicht, dass keine großen Fortschritte erzielt wurden. Die Fortschritte waren – im Gegenteil – atemberaubend.

Wie alle Menschen ab einem bestimmten Alter wissen, begann das digitale Zeitalter abrupt. Computer sind erst seit ein paar Jahrzehnten Teil unseres Lebens; und bis auf die jüngsten Generationen werden sich alle noch deutlich an die Zeiten erinnern, als wir noch nicht ständig auf unsere Mobiltelefone schauten. Viele verschiedene Formen von Technologie wurden erst begeistert begrüßt und dann schnell wieder verworfen. Lochkarten, Disketten, Pager und MP3-Player waren allesamt kurzlebig und wurden durch schnelle technologische Fortschritte überflüssig.

KI-Systeme konnten in den 1950er-Jahren Karten auf der linken Seite sichtbar von denen auf der rechten Seite unterscheiden, haben in den 1990er-Jahren Menschen im Backgammon geschlagen und sind in den 2020er-Jahren in der Lage, Bilder von Gegenständen zu erkennen.

In den letzten fünf Jahren waren die Fortschritte jedoch atemberaubend, insbesondere was die Sprache betrifft.

Warum ChatGPT, warum jetzt?

Künstliche neuronale Netzwerke, eine Art von KI, die Beziehungen innerhalb von Datensätzen erkennen kann, ohne sich auf die Eingabe von spezifischem Code zu verlassen, gibt es schon seit einer Weile. Aber es war die Entwicklung des neuronalen Netzwerkes ‚Transformer‘ durch Google im Jahr 2017, die die jüngste Revolution in KI und Sprache auslöste.

Transformermodelle sind in der Lage, bestimmte Prozesse des menschlichen Gehirns zu imitieren und die Verarbeitung natürlicher Sprachen zu unterstützen. Sie sind im Wesentlichen das Fundament von KI-Sprachmodellen wie BART und der GPT-Familie, zu der natürlich ChatGPT gehört, der Gigant, der die Debatte inzwischen dominiert.

GPT steht für generative pretrained transformer. Dies ist wichtig, denn es sagt uns, dass dieses Modell die Fähigkeit hat, Ausgaben zu generieren oder zu produzieren, und auf bestehende Textdaten trainiert ist, die es über das Internet aufnimmt. Dieses ‚Training‘ besteht darin, Sprachmuster aufzunehmen und zu erkennen, welche Wörter miteinander verknüpft sind. Da es sich um riesige Datenmengen handelt, vermittelt GPT ein besseres Verständnis des Kontexts in der Sprache als andere vorherige Arten von KI.

Was kann ChatGPT tun?

Es ist eine einfache Frage, aber die Antwort lautet, dass wir immer noch in der Forschungsphase sind.

ChatGPT ist sehr gut darin, schnell auf Texteingaben in natürlich klingender menschlicher Sprache zu reagieren. Er versteht mehrere Sprachen, verfügt über enzyklopädisches Wissen (bis 2021) und ahmt jeden Stil nach. Sie können ihn bitten, so ziemlich jede Form von Text zu verfassen, vom Sonett im Stil von Shakespeare über eine Einkaufsliste bis hin zu einem komplexen Projektmanagementplan. Er kann Ihnen dabei helfen, eine E-Mail, Ihren Lebenslauf, einen Social-Media-Post oder sogar einen Roman zu schreiben. Außerdem kann er Code schreiben und Excel-Formeln erstellen.

ChatGPT ist, gelinde gesagt, beeindruckend.

Besonders spannend ist natürlich, wie viel Zeit und Energie durch ChatGPT eingespart werden kann; und im kommerziellen Umfeld sind wir gerade noch dabei, zu begreifen, was das bedeutet.

Die möglichen Aufgaben, die ChatGPT übernehmen könnte, um menschlichen Arbeitsdruck zu senken, sind vielfältig. Er könnte:

  • Marketingtexte schreiben,
  • Den Kundendienst verbessern,
  • Text an eine Markensprache anpassen,
  • Grammatik und Zeichensetzung überprüfen,
  • Eine Feedback-Umfrage erstellen,
  • SEO stärken,
  • Sitzungsprotokolle zusammenfassen,
  • Zeitpläne schreiben.

Und natürlich noch vieles mehr. Die Möglichkeiten sind wirklich erstaunlich.

Grenzen

Und nun zum ‚Aber‘. ChatGPT hat trotz seiner beeindruckenden Leistung ebenfalls die Unzulänglichkeiten anderer KI-Sprachmodelle, wenn auch in geringerem Maße.

Das Problem der inhärenten Verzerrung in KI-Anwendungen wurde gut dokumentiert. Daten aus dem Internet zu nutzen, um etwas über die menschliche Welt zu lernen, bedeutet, dass KI auch die Verzerrungen übernehmen kann, die in diesen Daten vorhanden sind. Die Menschen selbst haben viele Vorurteile, viele davon unbewusst, und diese werden in den Informationen im World Wide Web oft reproduziert. Auf Kultur, Geschlecht und Rasse basierende Vorurteile laufen allesamt Gefahr, durch KI kopiert zu werden, und ChatGPT bildet dabei keine Ausnahme.

ChatGPT neigt außerdem dazu, Antworten zu erfinden, die wahrheitsgemäß und ausgewogen klingen, die aber in Wirklichkeit vollständig erfunden sind. Diese werden gemeinhin als ‚Halluzinationen‘ bezeichnet. Oft sind diese Erfindungen leicht zu erkennen, besonders wenn man sich selber inhaltlich auskennt, aber manchmal klingen sie realistisch und man könnte leicht darauf hereinfallen.

Die Entwickler*innen von ChatGPT sind sich dieser Grenzen vollkommen bewusst und haben erklärt, dass sie aktiv an einer Lösung arbeiten. Es ist erwähnenswert, dass ChatGPT ein viel robusteres Sicherungssystem als frühere KI-Modelle besitzt und sich häufig weigert, auf Fragen zu sensiblen Themen zu antworten.

Sicherheitsrisiken

ChatGPT hat das Potenzial, Hackern und Cyberkriminellen das ideale Werkzeug an die Hand zu geben. Wo einst Phishing-Betrügereien mit ihrer schlechten Grammatik und ihrem umständlichen Englisch relativ einfach zu erkennen waren, ermöglichen die fließende Ausdrucksweise und oft fehlerfreie Rechtschreibung von ChatGPT nun bessere Betrugsaussichten für Kriminelle.

Und was ist mit all den Informationen, mit denen Sie ChatGPT füttern? Wo landen diese? Bis vor Kurzem konnten diese Daten verwendet werden, um die OpenAI-Modelle zu trainieren. Das bedeutete, dass personenbezogene oder vertrauliche Informationen ungeschützt waren. Das Unternehmen hat jedoch eine ‚Chronik deaktiviert‘-Funktion implementiert, die die Speicherung von Gesprächen mit ChatGPT auf 30 Tage beschränkt und dazu beiträgt, diese mit dem geltenden europäischen DSGVO-Recht in Einklang zu bringen. Darüber hinaus wurde eine Unternehmensabonnementoption „für Fachleute, die mehr Kontrolle über ihre Daten benötigen, sowie für Unternehmen, die ihre Endbenutzer*innen verwalten möchten“ angekündigt.

Ein Teil der Zukunft

Die großen Fortschritte, die die künstliche Intelligenz in den letzten Jahren insbesondere hinsichtlich der Manipulation der menschlichen Kommunikation gemacht hat, sind nicht zu leugnen. Große Sprachmodelle wie ChatGPT, die natürlich klingende und plausible Antworten generieren und mit den Menschen, die sie verwenden, intelligente Gespräche führen können, sind zweifellos gekommen, um zu bleiben.

Die Nachteile und Gefahren dieser KI-Modelle werden schnell verstanden und hoffentlich durch ein vernünftiges und sorgfältiges Management gesteuert. Ob wir uns einer KI nähern, die dem Menschen gleichwertig ist, ist immer noch höchst fragwürdig. Mehr als deutlich ist jedoch, dass KI und Modelle wie ChatGPT Teil unserer Zukunft sein werden. Unsere Priorität muss sein, dafür zu sorgen, dass wir diese Instrumente so einsetzen, dass wir alle davon profitieren.

Wenn Sie hier bei t’works mit uns über die Möglichkeiten von ChatGPT und darüber sprechen möchten, wie dieser Ihren Sprachprojekten einen Mehrwert verleihen kann, würden wir uns sehr über Ihre Nachricht freuen. Nehmen Sie hier Kontakt mit uns auf.

Ihr(e) persönliche(r) Ansprechpartner:in

Ingo Diederichs

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