KI und Übersetzung: die neuesten Entwicklungen

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Wir ziehen eine Bilanz aus den jüngsten Entwicklungen in der KI-Sprachtechnologie und daraus, wie Sprachmodelle die Übersetzung beeinflussen

Da wir uns dem zweiten Jahrestag der Einführung von ChatGPT nähern, dachten wir, es wäre ein guter Zeitpunkt, um die anhaltenden Auswirkungen der generativen künstlichen Intelligenz (GenAI) auf die Übersetzung zu bewerten.

Nach seiner Einführung im November 2022 erreichte ChatGPT Berichten zufolge innerhalb von nur fünf Tagen eine Million Nutzer. Die Behauptung, es hätte die Welt im Sturm erobert, wäre noch untertrieben. Bald wurde prognostiziert, dass Millionen von Arbeitsplätzen verloren gehen würden und dass Schriftsteller und Übersetzer die ersten wären.

Glücklicherweise war das nicht der Fall, und obwohl GenAI Auswirkungen auf einige Aspekte davon hat, wie wir Sprache verwenden und übersetzen, steht die Maximierung ihres Werts noch am Anfang.

Jenseits des Hypes

Laut Wissenschaftlern gibt es oft einen „Hype-Zyklus“ in Verbindung mit neuen Technologien, wenn diese zum ersten Mal präsentiert werden. Die Erwartungen steigen, sobald die Möglichkeiten der Technologie erkannt werden, gefolgt von einer Phase allgemeiner Enttäuschung, in der sie den überhöhten Erwartungen nicht gerecht wird, und schließlich einer Angleichung, wenn die Fortschritte einen greifbaren Effekt haben.

Klar ist: Generative KI entwickelt sich immer noch rasant. Sprachmodelle werden immer größer und erlangen neue Fähigkeiten. Die neueste Version von GPT verwendet vermutlich 1,75 Billionen Parameter, eine viel größere Zahl als das Original. Je mehr Parameter, desto mehr Verbindungen können zwischen Wörtern hergestellt werden und desto mehr Möglichkeiten gibt es, Sprache zu erzeugen.

Inwiefern profitiert die Übersetzung davon? Bevor wir über mehrsprachige Anwendungen von GenAI in der Industrie nachdenken, wollen wir uns anschauen, wo KI spürbare Unterschiede in der Verfügbarkeit von Übersetzungen für den Verbraucher bewirkt.

KI fördert die Expansion der Übersetzung

In diesem Sommer kündigte Google die Aufnahme von 110 Sprachen in sein „Translate“-Modell an. Dazu gehörten weit verbreitete Sprachen wie Kantonesisch und Punjabi sowie über zwanzig Sprachen, die in Afrika gesprochen werden. Auch gefährdete Sprachen wie Manx, Sizilianisch und Romani kamen hinzu. Google konnte dabei KI in Form seines großen Sprachmodells PaLM 2 einsetzen, die bisher größte Kapazitätssteigerung von Translate.

Google möchte mit seiner maschinellen Übersetzung „Sprachbarrieren abbauen, um Menschen zu helfen, zu kommunizieren und die Welt um sie herum besser zu verstehen“. Die wachsende Zahl von Sprachen, die in der digitalen Welt verwendet werden können, ist in dieser Hinsicht zweifellos von Bedeutung, da sie die Relevanz dieser Sprachen erhöhen und dazu beitragen, vom Aussterben bedrohte Sprachen zu erhalten.

Die deutschen Experten für maschinelle Übersetzung bei DeepL haben GenAI ebenfalls in ihre Technologie übernommen. Diesen Sommer gab DeepL erstmals bekannt, dass es die – eigens für die Übersetzung entwickelte – Architektur des Large Language Model (LLM) in sein neuestes Modell integriert hat.

Alle Big-Tech-Unternehmen investieren weiterhin in die Entwicklung von KI-gestützter Übersetzung. Microsoft konzentriert sich auch auf die Erweiterung der Anzahl der angebotenen Sprachen, und Meta möchte mit seinem Llama-3.1-Modell die multimodale Übersetzung erobern.

Nachfrage nach Sprachfunktionen steigt

Mit dem Fortschritt der Technologie profitieren auch wir von ihren Vorteilen. Die Übersetzungsfunktion wird auf unseren täglich verwendeten Geräten immer mehr erwartet.

Wir nutzen unsere Smartphones, um andere Sprachen besser zu verstehen, und sowohl Apple als auch Samsung machen die Übersetzung zu einem wichtigen Verkaufsargument. Samsungs neuestes „Flip“-Telefon verfügt über eine „Live-Übersetzungsfunktion“ und verspricht, dass „sich Nutzer in einer fremden Stadt nie wieder verloren fühlen werden“. Es gibt aber auch viele andere „Taschenübersetzer“, die versprechen, die Sprachbarrieren zu verringern, auf die wir auf Reisen oder bei der Begegnung mit neuen Menschen stoßen können.

Der Zugriff auf Websites in unserer bevorzugten Sprache ist ebenfalls einfacher geworden. Durch die Verwendung einer Browser-Erweiterung oder eines Plugins können wir einfach die Sprachen wechseln und uns einen Überblick über den Inhalt der Webseite verschaffen. In ähnlicher Weise verbreitet sich die Echtzeit-Videoübersetzung für Websites immer mehr. Microsoft hat kürzlich angekündigt, durch KI die gleichzeitige Übersetzung von gesprochenen Online-Inhalten über Live-Untertitel und Synchronisierung zu ermöglichen.

Erfüllt KI-gestützte Übersetzung die Erwartungen?

Wie der bereits erwähnte „Hype-Zyklus“ voraussagt, steigen die Erwartungen an die automatische Übersetzung parallel zu den beschleunigten Fortschritten in der Sprachtechnologie. Mit der steigenden Nachfrage nach Sprachzugängen steigt auch die Anzahl der Produkte, die mit KI-gestützten Übersetzungen ausgestattet sind.

Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass die Art der Übersetzung, die wir benötigen, in hohem Maße von unseren Kommunikationszielen abhängt. Für viele dieser Ziele muss der Benutzer lediglich einen grundlegenden Einblick in die Aussage des Textes oder des Sprechers erhalten. Klar, den schnellsten Weg zum Bahnhof oder zum besten Sushi-Restaurant in London zu kennen, kann praktisch sein, aber es ist keine Hochrisikosituation und eine Übersetzung mit kleineren Fehlern wird hier keine großen Probleme verursachen. Übertragen Sie dies auf ein Szenario, das Gesundheits- oder Rechtsfragen betrifft: Hier wäre sicherlich entscheidend, eine präzise Übersetzung zu erhalten.

Die gut dokumentierten Probleme, die großen Sprachmodellen innewohnen, wie die Tendenz zu halluzinieren, schädliche und ungenaue Informationen zu wiederholen oder Urheberrechte zu verletzen, müssen noch gelöst werden und können auch ihre Übersetzungen beeinträchtigen. Obwohl das Wachstum der Übersetzung mithilfe von GenAI-Technologie beeindruckend ist, kann man sich nicht darauf verlassen, dass diese Modelle allein die gewünschten Ergebnisse liefern, wenn die Übersetzung wirklich wichtig ist.

LLMs im Beruf

Am Arbeitsplatz finden LLMs allmählich ihre Rolle. Wenn Unternehmen und ihre Mitarbeiter beginnen, die Vorzüge von GenAI und deren effektivste Nutzung zu verstehen, entstehen Trends. Am hilfreichsten wird GenAI für Aufgaben wie das Entwerfen von E-Mails, das Schreiben von Excel-Formeln oder das Erstellen einfacher Erklärungen empfunden. Es für Aufgaben wie die Generierung von Ideen oder Texten zu verwenden, ist inzwischen an der Tagesordnung, und Zeit und damit Geld zu sparen, ist eine wichtige Motivation.

In allen gängigen Anwendungsfällen ist stets ein Mensch in der Nähe und überwacht sowohl die Aufgabe als auch das Ergebnis.

In Bezug auf Übersetzungen kann GenAI derzeit Unternehmen bei ihrer internen mehrsprachigen Kommunikation unterstützen oder wenn es darum geht, einen Überblick über lange komplexe Dokumente in einer anderen Sprache zu erhalten. Untersuchungen zeigen nun auch, dass die Übersetzungsfähigkeiten von LLMs die herkömmliche maschinelle Übersetzung übertreffen können und dass sie besser für die Erstellung von natürlicheren und kontextgerechteren Texten geeignet sind. Ohne sorgfältig angepasste Workflows und menschliches Mitwirken können LLMs jedoch keine absolut vertrauenswürdigen Übersetzungen erstellen. Wie bei allen Sprachtechnologien ist eine Mischung aus Mensch, Maschine und guter Planung immer noch das beste Rezept für die Übersetzung in anspruchsvollen Szenarien.

Sprachdienstleister und GenAI

Die Sprachindustrie hat damit begonnen, KI-Technologie in die bereits verwendeten Tools, insbesondere CAT-Tools (computergestützte Übersetzung) und Übersetzungsmanagementsysteme, zu integrieren. Die angepasste Verwendung von LLMs kann auch zur Verbesserung der Übersetzungsqualität, zur Implementierung des Markenstils und der Terminologie der Kunden und zur Optimierung der Workflows im Allgemeinen beitragen.

Kurz gesagt: Die GenAI-Technologie wird in der Übersetzungsumgebung immer häufiger eingesetzt, und Sprachdienstleister nutzen sie, um ihre Prozesse zu verbessern. Sprachdienstleister wissen, wie sie Technologie anpassen, um die besten Ergebnisse für ihre Kunden zu erzielen – die Nutzung von GenAI macht da keine Ausnahme. Die Kombination neuer und bestehender Technologien mit menschlichem Fachwissen ist nach wie vor die beste Lösung.

Nun da der „Hype-Zyklus“ in seine Konsolidierungsphase übergeht, haben Unternehmen und Sprachdienstleister einen besseren Überblick darüber, was GenAI leisten kann und wie sie eingesetzt werden sollte. Obwohl sich die menschlichen Rollen verschieben, um der Technologie Rechnung zu tragen, gehen Arbeitsplätze nicht verloren, sondern gehen in eine Arbeit über, die die einzigartigen menschlichen Fähigkeiten nutzt und wo Menschen den größten Mehrwert schaffen.

Es ist offensichtlich, dass KI im Bereich der Übersetzung spannende Fähigkeiten unter Beweis stellt, sich aber immer noch weiterentwickelt – und dies wird auch in Zukunft so sein. Wenn Sie sie effektiv einsetzen möchten, ist es wichtig, sie als ein Tool zur Steigerung der Übersetzungsproduktivität und nicht als eine mehrsprachige Lösung aus einer Hand zu betrachten.

Wir bei t’works sind technikaffin

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