Wie entwickelt sich der Einfluss der Sprache im Land
Haben Sie gewusst, dass Englisch nicht die Amtssprache der Vereinigten Staaten von Amerika ist? Es gibt tatsächlich kein Gesetz, das Englisch als Amtssprache festlegt, trotz seiner Allgegenwart in den USA. Die USA haben nämlich gar keine Amtssprache. Ähnlich wie im Vereinigten Königreich dominiert die englische Sprache dort schon so lange, dass sie nie in den Stand einer Amtssprache erhoben wurde.
Und obwohl Englisch zweifelsohne die wichtigste Sprache der USA bleibt, beginnt sich die Sprachenlandschaft zu verändern. Damit geht in den Organisationen und Unternehmen zwangsläufig ein Umdenken in der Einstellung zur Sprache einher.
Angesichts der Allgegenwart des Englischen in den USA lässt sich leicht vergessen, dass dort auch andere Sprachen weit verbreitet sind. Das gilt insbesondere für Unternehmen, die in die attraktiven amerikanischen Märkte expandieren möchten. Freilich ist es leicht, ausschließlich auf Englisch zu kommunizieren, anstatt alles mit mehrsprachigen Kampagnen zu komplizieren.
Doch der Status quo der Sprachen in den USA ändert sich, und der Einsatz anderer Sprachen wächst.
Sprache in den USA – Statistiken
Einer von fünf Amerikanern spricht zu Hause eine andere Sprache als Englisch. Das sind immerhin 68 Millionen Menschen. Nach Angaben des United States Census Bureau (der Volkszählungsbehörde) hat sich die Zahl der Menschen, die zuhause eine andere Sprache als Englisch sprechen, zwischen 1980 und 2019 fast verdreifacht.
Spanisch führt das Rennen um den zweiten Platz hinter Englisch um Längen. 62 % der Menschen, deren Muttersprache nicht Englisch ist, sprechen Spanisch – das sind fast 42 Millionen. Dreieinhalb Millionen Menschen sprechen zuhause Chinesisch. Danach folgen Tagalog, Vietnamesisch und Arabisch, die jeweils von weit über einer Million Menschen gesprochen werden.
Und das ist nur die Spitze des Eisbergs, wenn es um die sprachliche Vielfalt geht. Eine weitere Analyse der Daten aus amerikanischen Volkszählungen der Firma Wordfinderx ergab, dass in den Städten und Bundesstaaten der USA noch Hunderte anderer Sprachen anzutreffen sind.
Neben Englisch und Spanisch wird in insgesamt dreizehn Bundesstaaten, darunter Colorado, Montana und Arkansas, bevorzugt Deutsch gesprochen. In diesen zentral gelegenen Bundesstaaten haben sich in der Vergangenheit Deutsche angesiedelt, und dort lebt noch immer ein Großteil der über 40 Millionen Amerikaner, die deutscher Abstammung sind.
Asiatische Sprachen sind eher im Westen der USA stärker verbreitet. Chinesisch wird am häufigsten in der Bucht um San Francisco gesprochen (Englisch und Spanisch nicht mitgerechnet). In Städten wie Las Vegas und San Diego hingegen sprechen viele Menschen zu Hause Tagalog.
Vor der Besiedlung gab es auf dem Gebiet der heutigen USA rund 300 indigene Sprachen. Heute wird davon nur noch die Hälfte gesprochen. Und obwohl viele stark vom Aussterben betroffen sind, ist eine Handvoll dieser indigenen Sprachen noch immer bei einer beträchtlichen Anzahl von Sprechern im Einsatz. Navajo ist beispielsweise in Albuquerque weit verbreitet.
Anpassung von Inhalten an lokale Sprachen
Was uns diese Zahlen sagen möchten ist, dass in den USA nicht nur Englisch gesprochen wird. Für viele Amerikaner ist Englisch nicht die Muttersprache, und dieser Trend nimmt zu. Nach Prognosen des US Census Bureau gehört bis zum Jahr 2060 jeder vierte Einwohner der USA zu den sogenannten Latinx, einer Gruppe von mehr als 110 Millionen Einwohnern. Dann sind die USA das zweitgrößte spanischsprachige Land der Welt.
Folglich wird es immer wichtiger, die Sprache – und hier ganz besonders das Spanische – nicht außer Acht zu lassen, wenn man sich Märkte in den USA erschließen möchte. Ein wesentliches Element des Lokalisierungsprozesses ist es, die Sprache an die jeweilige Zielgruppe anzupassen. Vor allem in einer komplexen Gesellschaft wie den USA ist eine „One-Size-Fits-All“-Philosophie nicht immer die beste Herangehensweise.
Nur mit einer umfassenden Recherche lassen sich die Merkmale und sprachlichen Besonderheiten der Zielgruppe ermitteln. Der Schlüssel zu erfolgreicher Kommunikation liegt darin, in der Sprache zu kommunizieren, die auch auf dem Zielmarkt gesprochen wird. Für die USA bedeutet dies zunächst, die US-Variante des Englischen zu nutzen (siehe dazu unseren letzten Blog, der hier verfügbar ist) oder eben eine der anderen Sprachen, die im Land weit verbreitet sind. Es gilt, auf die Lage des Zielmarkts zu achten und dessen sprachliche sowie kulturelle Präferenzen zu kennen. Durch eine Lokalisierung von Inhalten lassen sich erste Hindernisse bei der Kommunikation abbauen.
Die Zukunft der USA ist mehrsprachig
Amerikaner nutzen die englische Sprache in vielen Bereichen ihres Lebens, auch wenn sie zuhause und mit Angehörigen ihrer Gemeinschaft andere Sprachen sprechen. Dieser bedeutende Teil der Bevölkerung der USA gehört damit zur weltweit steigenden Anzahl an Menschen, die zweisprachig sind.
Gerade unter den jüngeren Leuten, die meist in den USA geboren wurden, ist Zweisprachigkeit weit verbreitet. Sie sind zweisprachig aufgewachsen, fühlen sich in beiden Sprachen wohl und können sie je nach Kontext gleichermaßen anwenden. Solche Menschen sprechen beispielsweise bei der Arbeit Englisch, surfen aber auf Spanisch im Internet und nutzen eine Mischung aus beiden, wenn sie mit Freunden unterwegs sind. Google Analytics zeigt, dass ein hoher Prozentsatz der Menschen in den USA das Internet sowohl auf Spanisch als auch auf Englisch nutzt.
Eine weitere interessante Entwicklung ist der Aufstieg des sogenannten Spanglish in den USA. Diese Mischung aus Englisch und Spanisch gibt es zwar schon seit vielen Jahren, gewinnt allerdings erst seit kurzem an Ansehen. Früher galt Spanglish eher als Zwischenschritt zu guten Englischkenntnissen und war als „nicht amerikanisch genug“ verschrien. Mittlerweile ist sie jedoch als relevante und wertvolle Art der Kommunikation anerkannt.
Spanglish findet man heute nicht nur in Musik, Büchern und Filmen, sondern sogar in der Werbung. Colgate, McDonald’s und Toyota haben Werbekampagnen auf Spanglish geschaltet und somit die Chance erkannt, darüber Millionen Menschen zu erreichen, die sich bikulturell identifizieren. Denn dafür steht Spanglish.
Auswirkungen der Sprachenvielfalt
Immer mehr Amerikaner nutzen andere Sprachen als Englisch, und die Auswirkungen dessen sind landesweit spürbar.
Im Verlagswesen werden immer mehr Bücher auf Spanisch gedruckt. Hier liegen vor allem Kinderbücher und zweisprachige Exemplare weit vorn. Auch Hörbücher in spanischer Sprache erleben in den letzten Jahren in Amerika einen riesigen Aufwärtstrend. Das britische Nachrichten- und Medienunternehmen The Independent veröffentlicht seit Neuestem eine Version in spanischer Sprache für die USA und auch andere Medien wollen mehr Inhalte auf Spanisch ausstrahlen.
Gleichzeitig ist man bestrebt, den Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen auch in anderen Sprachen anzubieten, und es werden Fortschritte bei der Bereitstellung mehrsprachiger Formate erzielt.
Im Oktober 2022 wurde in New York die sogenannte Office of Language Access eröffnet, die diese politische Vorgabe für mehrsprachigen Zugang umsetzen soll. Aufgabe dieser Dienststelle ist es, offizielle schriftliche und digitale Materialien in die 12 am häufigsten gesprochenen Sprachen der Stadt zu übersetzen. Selbst das Gesundheitsministerium der USA hat vor kurzem seine Richtlinien für Menschen mit eingeschränkten Englischkenntnissen aktualisiert. Demnach müssen Dolmetscher und Übersetzer im gesamten Land entsprechende Qualifikationen nachweisen. Einfach nur zweisprachig zu sein, genügt nun nicht mehr, um diesen Titel zu tragen. In den Schulen der USA sind aktuell zweisprachige Immersionsprogramme gefragt. Auch deren Zahl nimmt rasant zu.
Zukunftstrends
In den Vereinigten Staaten ist die sprachliche Vielfalt zu einem festen Trend geworden, dessen wachsender Einfluss sich fortsetzen dürfte. Aufgrund sozialer und wirtschaftlicher Gegebenheiten und einer neuen Einstellung zur Zweitsprache ist die Sprache heute ein wichtiger Faktor für Unternehmen, die auf US-amerikanischen Märkten erfolgreich sein möchten.
Mit einer sorgfältig geplanten Lokalisierungsstrategie, bei der die Sprache im Mittelpunkt steht, können Sie sich in den USA einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Indem Sie Sprache als Chance und nicht nur als notwendiges Übel verstehen, können Sie sich einen entscheidenden Vorsprung verschaffen.
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